Grüne Wirtschaft

CO2-Kompensation durch Klimaschutzprojekte – wie funktioniert´s?

INTERVIEW | CO2-Emissionen, die in privaten Haushalten und Unternehmen anfallen, können durch CO2-Kompensation ausgeglichen werden. Wie das geht, erfährst du hier.

INTERVIEW | CO2-Emissionen, die in privaten Haushalten und Unternehmen anfallen, können durch CO2-Kompensation ausgeglichen werden. Wie das geht, erfährst du hier.

16.12.2021 | Ein Interview geführt von Deborah Iber | Bild: Unsplash


Selbst wenn wir darauf achten, unseren CO2-Ausstoß zu reduzieren und klein zu halten, entstehen an manchen Ecken und Enden trotzdem noch Emissionen. Eine Möglichkeit, diese zu neutralisieren, bietet die CO2-Kompensation durch die Beteiligung an Klimaschutzprojekten. Für Unternehmen bietet sich außerdem der Handel mit Emissionszertifikaten an. Advantag möchte Privatpersonen sowie Unternehmen dabei unterstützen, ihre CO2-Emissionen gering zu halten und zu kompensieren und bietet dazu die Möglichkeit, in ausgewählte Projekte zu investieren.

Wie genau das funktioniert, was die Kompensation tatsächlich taugt und worauf man im Haushalt zur Emissionsreduzierung achten sollte, erläutert Geschäftsführer Raik Heinzelmann im Interview.

Raik, Advantag bietet verschiedene Services rund um CO2-Kompensation und Emissionsmanagement. Was sind die Hintergründe und eure Ziele?

Wir sind mit Advantag seit 2009 im Bereich des CO2-Handels tätig und sehen den Erfolg, welchen der verpflichtende Emissionshandel bei der Reduktion von Treibhausgasen in der EU bringt. Aber wir sind auf die Förderung klimaneutraler Projekte weltweit angewiesen, um die globale Erwärmung zu verlangsamen. Daher bieten wir auch Unternehmen und Privatpersonen an, sich am Kampf gegen den Klimawandel zu beteiligen, indem sie sich durch den Erwerb und die Stilllegung von CO2-Zertifikaten an auserwählten Projekten beteiligen, welche nach dem renommierten Gold Standard zertifiziert sind.


Raik Heinzelmann, Geschäftsführer von Advantag (Bild: Advantag)

Ihr bietet zum Beispiel die Möglichkeit, den CO2-Fußabdurck zu berechnen und diesen, wie du bereits erwähnt hast, über eine Einzahlung in Gold Standard Projekte zu kompensieren. Welche Art von Projekten sind das und was sagt der Gold Standard aus?

Wir bieten verschiedene Kalkulationsmöglichkeiten für die Berechnung des CO2-Fußabdrucks an, jedoch sollte immer an erster Stelle die Reduktion der eigenen Treibhausgasemissionen stehen. Die Kompensation ist dafür gedacht, die nicht oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand zu reduzierenden Emissionen auszugleichen.

Die Projekte, welche wir dazu anbieten, sind zum Großteil im Bereich der erneuerbaren Energien angesiedelt. Der Gold Standard ist hierbei ein Garant dafür, dass die Projekte nach wichtigen Kriterien, wie ökologische und soziale Vorteile, beurteilt werden. Der Gold Standard wurde mit Hilfe des World Wildlife Fund (WWF) entwickelt und wird von diesem auch für Kompensationsmaßnahmen empfohlen.

Wie genau können die CO2-Emissionen durch mein Geld ausgeglichen werden und was muss ich dabei beachten?

Wie bereits erwähnt – es gilt der Grundsatz erst Reduktion und dann Kompensation. Wenn man sich für die Kompensation unvermeidlicher Treibhausgasemissionen entscheidet, sollte man seinen CO2-Fußabdruck, auch Carbon Footprint genannt, sorgfältig ermitteln. Danach sollte man darauf achten, dass der Anbieter transparent mit der Kompensation umgeht und auch Zertifikate anbietet, welche einem anerkannten Standard oder Mechanismus unterliegen, wie zum Beispiel dem Voluntary Carbon Standard (VCS), dem Gold Standard (GS) oder dem Clean Development Mechanism (CDM). Und natürlich auch auf den Preis, da es hier von Anbieter zu Anbieter erhebliche Unterschiede gibt.

Wo fallen in privaten Haushalten grundsätzlich die meisten CO2-Emissionen an und welche Tipps hast du, um hier von vornherein CO2-neutraler zu leben?

Ich sollte mir folgende Fragen stellen, um im Alltag meine CO2-Emissionen im Blick zu haben:

  • Strom: Wie hoch ist mein Stromverbrauch und wie kann ich diesen reduzieren? Woher beziehe ich meinen Strom? Kann ich selbst regenerative Energie erzeugen?
  • Wärme: Hat mein Haus oder meine Wohnung eine optimale Wärmedämmung? Wie und womit heize ich? Kann ich durch regenerative Brennstoffe Emissionen vermeiden?
  • Transport: Besitze ich ein Kraftfahrzeug und wenn ja – wie hoch ist der CO2-Ausstoß? Wie oft kann ich eine Fahrt mit meinem Auto oder Motorrad durch das Fahrrad oder auch zu Fuß ersetzen? Nutze ich lieber die Treppe oder doch den Lift?
  • Ernährung: Beziehe ich meine Nahrungsmittel vorrangig aus allen Teilen der Welt oder besser regional? Achte ich auf Bio-Waren und ökologische Produktion? Wie hoch ist mein Fleischkonsum? Ist es machbar, einen möglichst geringen Konsum an Fleisch zu haben?

All diese Bereiche haben einen großen Effekt in Bezug auf meinen persönlichen Carbon Footprint und ich kann durch Veränderungen direkt erheblichen Einfluss auf die von mir verursachten Emissionen haben.

Advantag unterstützt außerdem Unternehmen beim Handel mit Emissionszertifikaten. Wie genau funktioniert der Emissionszertifikathandel und wie kann dadurch langfristig eine CO2-Senkung erreicht werden?

Der EU-Emissionshandel funktioniert nach dem sogenannten Cap- and Trade-Mechanismus. Dabei werden jährlich die zur Verfügung stehenden Zertifikate für die verpflichtend teilnehmenden Unternehmen gesenkt, was den Preis erhöht und die Unternehmen belohnt, welche weniger emittieren als andere und somit eine bessere Wettbewerbsposition einbringt.

Aktuell kostet die Emission einer Tonne CO2 oder dessen Äquivalent mehr als 80 Euro pro Tonne, was die Lenkungswirkung zu einer dekarbonisierten Wirtschaft deutlich verstärkt. Durch die hohen CO2-Kosten des Emissionshandels wurden allein 2019 in Deutschland 50 Millionen Tonnen CO2 weniger in der Energiewirtschaft ausgestoßen als im Vorjahr, da aufgrund der gestiegenen Preise weniger Kohle verstromt wurde sowie mehr Gas und erneuerbare Energien.

Was gibt es für Unternehmen zu beachten und wie unterstützt ihr diese beim Emissionshandel?

Auch hier gilt aus unserer Sicht die Devise, dass Vermeidung von Emissionen vor Zahlung und Kauf der Zertifikate geht. Wir unterstützen die Unternehmen neben dem Kauf der Zertifikate mit einem einmaligen Beratungsangebot, welches neben der Nutzung von Fördermitteln die Sanierung von Gebäuden und Anlagen beinhaltet, wodurch die Emissionen deutlich gesenkt werden können. Was viele nicht wissen, ist zum Beispiel, dass Kliniken und Universitäten eigene Energieversorgungsanlagen betreiben und somit zu den größeren CO2-Emittenten gehören. Wir bieten neben der Beschaffung der Zertifikate auch die energetische Sanierung inklusive Fördermittelbeschaffung und Kalkulation der Einsparpotentiale an.


Der Fuhrpark von Advantag besteht aus E-Autos (Bild: Advantag).

Wie ist der aktuelle Stand beim Emissionshandel und was sollte aus deiner Sicht noch optimiert werden, damit weiterhin in ausreichenden Mengen CO2 eingespart werden kann?

Aktuell ist der Emissionshandel auf einem guten Weg, die beabsichtigte Steuerungswirkung zu entfalten und die Wirtschaft weg von fossilen Brennstoffen zu bringen. Zudem hat in Deutschland der nationale Emissionshandel für Immobilien und Verkehr begonnen sowie weltweit das System CORSIA, welches den globalen Flugverkehr betrifft. In Kürze soll die Schifffahrt in den Emissionshandel der EU einbezogen werden. Es macht außerdem großen Sinn, die Landwirtschaft mit einzubeziehen, da diese für einen großen Anteil der globalen Emissionen Verantwortung trägt.

 

Vielen Dank für das Interview, lieber Raik!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Advantag stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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