Grüne Wirtschaft

Modulare Rucksäcke aus recyceltem Material

INTERVIEW | WAKYS stellt Rucksäcke her, die sich in ihre Einzelteile zerlegen lassen. Im Interview erfährst du, wie die Gründer*innen auf die Idee kamen und wo sie mit der Idee hinwollen.

INTERVIEW | WAKYS stellt Rucksäcke her, die sich in ihre Einzelteile zerlegen lassen. Im Interview erfährst du, wie die Gründer*innen auf die Idee kamen und wo sie mit der Idee hinwollen.

17.12.2021 | Ein Interview geführt von Saphira Conradi | Bild: WAYKS

Leonie und ihr Bruder hatten die Idee zu WAYKS, als sie selbst auf Reisen waren und einen geeigneten Rucksack benötigten: Kompakt und praktisch sollte er sein, und gleichzeitig stylisch und nachhaltig. Im Interview verrät sie uns, aus was die Rucksäcke bestehen, auf welche Materialien sie verzichten, und was die nächsten Schritte bei WAYKS sein werden. Außerdem erfahren die Philosophie hinter dem Namen der Firma.

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LifeVERDE: Leonie, wie kamen du und dein Bruder auf die Idee, WAYKS zu gründen?

Leonie: Die Idee zu WAYKS kam Fabian und mir vor einigen Jahren, als wir beide in Australien lebten. Ich studierte damals in Melbourne Mode- und Textilmanagement und Fabian arbeitete in Sydney als Co-Founder eines Startups. Wir waren zu der Zeit beide viel unterwegs. Witzigerweise suchten wir beide nach einem neuen Reiserucksack, fanden aber keinen. Fabian war es z.B. sehr wichtig, dass sich der Rucksack in seiner Größe anpassen lässt. Ich wollte ein sichere Verstaumöglichkeit für meine Kamera und ein schlichtes, alltagstaugliches Design.

Wir konnten uns schon längere Zeit vorstellen, zusammen zu gründen. In dem Moment fragten wir uns dann, ob wir nicht selbst so einen Rucksack entwickeln könnten. Nachdem wir dann viel zustimmendes Feedback von Bekannten bekamen, die auch gerne so einen Rucksack hatten, haben wir uns an die Arbeit gemacht.

Zurück in Berlin und während meiner Marketing-Arbeit im Fast Fashion Bereich wurde mir immer klarer, dass sich die Modebranche von Grund auf verändern und nachhaltiger werden muss, und dass ich gerne meinen Teil dazu beitragen möchte. Bei Fabian war es vor allem die Doku “The True Cost”, über die prekäre Situation der Modeindustrie, die ihm die Augen geöffnet hat. Für uns war dann klar, dass wir versuchen wollen, WAYKS so nachhaltig wie möglich aufzubauen.

2018 haben wir dann den modularen WayksOne über eine Crowdfunding Kampagne auf Kickstarter vorgestellt, um das Konzept und die Nachfrage zu testen. Die Kampagne war ein voller Erfolg und somit haben wir weitergemacht.

Wofür steht euer Firmenname?

WAYKS ist tatsächlich ein Phantasiewort, das wir aus den englischen Begriffen Way und Wake erschaffen haben. Way ist für uns der “Weg”/die Reise, die uns bevorsteht. “Wake” kennt man auch vom “Wakeboarden”, und bezeichnet die Welle, die ein Gegenstand im Wasser hinterlässt. Wake steht bei uns für die Spuren, die wir beim Reisen hinterlassen. Vorausschauen und zurückblicken – etwas poetisch also :)

Gründerin Leonie und ihr Bruder

Das sind die Gesichter hinter WAYKS: Die Gründer*innen Leonie und ihr Bruder Fabian (Bild: WAYKS).

Durch euer modulares System kann man viele eurer Rucksäcke "in ihre Einzelteile" zerlegen oder auch als Tasche tragen. Wie genau funktioniert das?

Unsere modularen Taschen, Rucksäcke und Reiseaccessoires ermöglichen es, minimalistisch - mit so wenig Gepäck wie nötig und so flexibel wie möglich - unterwegs sein zu können. Unsere Produkte bestehen aus einzelnen Komponenten, die durch Reißverschlüsse, Schnallen und Bänder miteinander verbunden werden und sich in ihrer Größe und Funktion anpassen lassen können. Hier kommt ihr zu den Produkten von WAYKS.

Was ist außerdem besonders an Wanderrucksäcken von WAYKS?

Uns ist es wichtig, dass Produkte aus vergangenen Kollektionen mit neuen Designs kompatibel sind und nicht an Wert verlieren, sondern ihren Nutzen vielmehr erweitern. Die Schultergurte (Simple Straps) unseres Day Packs können zum Beispiel an unserer neuen Sling Combo-Bauchtasche angebracht werden und sie somit zusätzlich in einen kleinen Rucksack verwandeln. Kleinere Taschen können zudem außen am WAYKS ONE Reiserucksack befestigt werden, nehmen somit keinen Platz im Inneren weg, sondern erweitern das Füllvolumen. Unsere Designs sind transsaisonal und unisex. Wir kreieren Produkte, die ganzjährig einsetzbar und zeitlos sind.

Wir bemühen uns stets, defekte Produkte, soweit es geht, zu reparieren. (Adopt Don’t Shop). Dank des modularen Systems lassen sich Einzelteile leicht austauschen.

Auf welche umweltschädlichen Bestandteile verzichtet ihr bewusst?

Wir legen großen Wert darauf, dass alle unsere Materialien PFC-frei sind und nutzen überwiegend Stoffe und Accessoires, die aus recycelten PET-Flaschen oder Produktionsresten hergestellt sind. Wichtig ist uns dabei, dass diese Rohstoffe lokal bezogen werden, und nicht erst lange Wege machen müssen. Auch unsere Reißverschlüsse und Schnallen haben einen hohen Recyclinganteil. Wir erreichen dadurch Einsparungen von CO2-Emissionen, Öl- und Wasserverbrauch im Vergleich zu konventionell hergestellten Rucksäcken aus Rohöl. Zudem wird durch die Modularität und Vielseitigkeit des WAYKS ONE der Bedarf an zusätzlichen Taschen reduziert, wodurch weiterer Ressourcenverbrauch vermieden wird.

Manchmal werden wir auch gefragt, warum wir überhaupt synthetische Stoffe verwenden. Das liegt daran, dass Materialien aus Nylon und Polyester oft widerstandsfähiger, wasserabweisender, UV-unempfindlicher und leichter sind als natürliche Fasern, wie z.B. Baumwolle oder Leinen. Es wird viel geforscht und es gibt auch viele tolle Innovationen, aber aktuell sind synthetische Stoffe die präferierte Option im Outdoor-Bereich. Wir entwerfen z.B. Taschen, die Wind und Wetter ausgesetzt werden und lange haltbar sein sollen.

Sling Combo

Aus dem Rucksack kannst du schnell auch eine Umhängetasche machen: Hier die "Sling Combo" (Bild: WAYKS).

 Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit für euch allgemein?

Unsere Produkte so nachhaltig wie möglich zu entwerfen und unser Unternehmen so nachhaltig wie möglich zu führen, ist uns ein persönliches Anliegen. Transparenz ist dabei enorm wichtig. Unsere Taschen werden in der Produktionsstätte von VAUDE Viet Nam gefertigt, welche von bluesign und der Fair Wear Foundation geprüft wird. Die Fair Wear Foundation ist eine gemeinnützige, unabhängige Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat die Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie zu verbessern.

bluesign® fokussiert sich auf die nachhaltige Herstellung von Textilien, bei der umweltbelastende Substanzen aus dem Fertigungsprozess ausgeschlossen werden, Richtlinien festgelegt und kontrolliert werden und die Einhaltung einer umweltfreundlichen und sicheren Produktion überprüft wird.

Fabian und ich besuchen unsere Produktionsstätte im Norden Vietnams regelmäßig und teilen unsere Eindrücke von den Produktionen auch mit unseren Followern auf Instagram. Unser langfristiges Ziel ist es, unsere Produkte nicht nur aus recycelten Materialien zu fertigen, sondern sie auch so entwickeln, dass sie wieder 100% recyclebar sind. Das ist aber noch ein langer Weg.

 Was wünscht ihr euch für die Zukunft von WAYKS?

Für die Outdoor-Branche wünsche mir, dass es schon bald möglich sein wird, aufgetragene Produkte wieder einem Kreislauf zuführen zu können: ”Cradle-to-Cradle “ nennt man dieses Konzept. Aufgrund der Komplexität vieler Produkte und Taschen, der Vielzahl an Komponenten aus unterschiedlichen Materialien (Stoffe, Reißverschlüsse, Schnallen, Schaumstoffe, Platten, Beschichtungen, etc.) ist dies aktuell noch nicht einfach möglich.

Wenn ein Material z.B. nicht zu 100% aus Polyester besteht, ist es aktuell für den mechanischen Recyclingprozess nicht zu verarbeiten. Es wird viel geforscht und es gibt auch schon Möglichkeiten, z.B. durch chemisches Recycling. Aber das ist aktuell noch aufwendig und teuer. Ich wünsche mir in dem Bereich mehr Forschung und Zusammenschlüsse von Firmen und auch mehr Engagement seitens der Politik, um die Finanzierung voranzutreiben. Dies wird allerdings nur geschehen, wenn die Konsument*innen Druck ausüben.

Ich wünsche mir, dass ich bald wieder in der Produktentwicklung arbeiten kann. Das macht mir am meisten Spaß, ist jedoch auch mit enormen Kosten verbunden, die wir als kleines Unternehmen nicht so leicht stemmen können. Wir haben viele Ideen, und bereits angefangen, einen modularen Regenmantel zu entfernen. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich die Möglichkeit ergibt, das im neuen Jahr zu realisieren.

Vielen Dank für das Interview, liebe Leonie!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an WAYKS stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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